Fischernetze sind seit Jahrhunderten ein wichtiges Instrument für den kommerziellen Fischfang. Sie erleichtern die Arbeit der Fischer und ermöglichen es ihnen, große Mengen an Fisch zu fangen. Doch gleichzeitig mehrt sich die Kritik am Einsatz von Fischernetzen, da sie negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. In diesem Blogartikel werden wir uns mit dem Für und Wider des Einsatzes von Fischernetzen beschäftigen.
Fisch als wichtige Proteinquelle
Fisch und andere „Meeresfrüchte“ spielen aktuell bei der Ernährung der Weltbevölkerung eine wichtige Rolle. Insbesondere in Küstengebieten und Ländern mit Zugang zum Meer tragen Fisch und „Meeresfrüchte“ als Proteinquellen zur Deckung des täglichen Bedarfs an Nährstoffen bei.[1] Die Bedeutung hängt dabei auch von individuellen Kulturen, Traditionen, Religionen und Wirtschaftsmöglichkeiten ab. Fischernetze sind ein wichtiges Werkzeug für die kommerzielle Fischerei und Selbstversorger, da sie ihnen ermöglichen, große Mengen an Fisch und anderen „Meeresfrüchten“ zu fangen.
Überfischung durch industriellen Fischfang
Die heutige kommerzielle Fischerei hat dabei wenig mit dem traditionellen Fischfang zu tun. Mit duzenden Kilometer langen Netzen können einzelne Schiffe (sog. Supertrawler) jeden Tag bis zu 250 Tonnen Fisch fangen. Nur 5 Prozent der weltweiten Fischereiflotte ist dabei für den Großteil der Überfischung der industriellen Fischerei verantwortlich. Das führt dazu, dass im Jahr 2019 bereits 35,4 Prozent der von der Welternährungsorganisation (FAO) erfassten Meeresfischbestände überfischt waren.[2]
Umweltzerstörung durch Geisternetze
Der Lebensraum in unseren Meeren wird dabei nicht nur aktiv, etwa bei der Verwendung von Grundschleppnetzen zerstört, sondern auch passiv durch weggeworfenes oder verlorenes Fanggerät. Der zuletzt massive Ausbau des industriellen Fischfangs führt auch zu einer wachsenden Menge dieser im Meer treibenden sogenannten Geisternetze. In den letzten Jahrzehnten nimmt die Umweltzerstörung durch Geisternetze Dimensionen an, dass ein drastisches Umsteuern notwendig ist, um das Ökosystem unserer Meere aufrecht zu erhalten. Der zunehmend abzeichnende Kollaps führt zu massiven Artensterben, Auswirkungen auf das Klima und Engpässen bei der Ernährung der Weltbevölkerung. Auf die Auswirkungen herrenlos im Meer treibender Fischernetzen gehen wir in unserem Blogbeitrag „Geisternetze, die ewigen Fischernetze im Meer“ näher ein.
Alternativen zu Fischernetzen
Es gibt viele Experten, die begründen, dass der Einsatz von Fischernetzen meist nicht unvermeidlich ist. Alternative Fangmethoden wie Leinenfischerei oder Reusenfischerei können eingesetzt werden, um die Auswirkungen von Fanggeräten auf die Umwelt zu verringern. Diese alternativen Methoden sind oft selektiver und haben geringere Auswirkungen auf Nichtzielarten und das Ökosystem, was sie zu einer nachhaltigeren Option für Fischereigemeinschaften macht.[3] Warum diese Fangtechniken häufig nicht angewendet werden, ist ökonomisch begründet. Der Fang mit Schleppnetzen, welche alle Fischarten inklusive Beifang „einsammeln“, ist unglaublich kosteneffizient.
Biologisch abbaubare Fischernetze
Während der Einsatz von Fischernetzen, insbesondere in Tiefsee- oder Hochseeumgebungen, für einige Arten des Fischfangs unvermeidlich sein kann, gibt es Schritte die unternommen werden können, um ihre Auswirkungen zu minimieren. Zum Beispiel können biologisch abbaubare Fischernetze zum Einsatz kommen. Diese Fischernetze werden aus Materialien hergestellt, die sich schneller zersetzen als herkömmliche synthetische Kunststoffe.[4] Dies verringert das Risiko von Geisternetzen, die noch lange nach dem Wegwerfen Meereslebewesen einfangen und töten. Die Entwicklung und Verwendung von biologisch abbaubaren Fischernetzen sollte deshalb unbedingt gefördert werden.
Tracking und Verfolgen von Fischereiequipment
Geisternetze können auch durch die Markierung und Verfolgung von Fanggeräten verhindert werden. Durch die Kennzeichnung von Fanggeräten mit Identifikationsnummern oder GPS-Tags ist es einfacher, verlorenes Fanggerät zu verfolgen und wiederzufinden, wodurch die Menge reduziert wird, die als Geistergerät endet. Regierungen können eine Schlüsselrolle bei der Verringerung der Auswirkungen von Fanggeräten auf die Umwelt spielen, indem sie Vorschriften über die Verwendung von Fanggeräten durchsetzen. Da für die Markierung und das Bergen Mehrkosten entstehen, müssen solche Programme verpflichtend sein oder die zusätzlichen Kosten durch einen Mehrwert von alten Fischernetzen gedeckt sein. Alte Fischernetze als Rohstoff zu begreifen, und so einen Wert zu geben, ist hingegen der primäre Ansatz von Meerkorn.
Fischernetze im Meer als Rohstoff
Mit Meerkorn geben wir ausgemusterten oder verlorenen Fischereiequipment einen Wert, sodass dieses schlicht zu schade sind, um im Meer zu schwimmen. Wir kaufen Fischernetze von Fischern, NGOs und Häfen um diese zu recyceln. So können sich Anstrengungen wie das Markieren und Bergen von Netzen lohnen. Ziel ist es, das nicht nur NGOs, sondern auch Fischer gewillt sind, Geisternetze zu suchen und zu bergen.
Mit dem Recycling sparen wir dabei auch Ressourcen in Form von Virgin-Plastik ein. Dies schützt nicht nur Meereslebewesen, sondern trägt auch dazu bei, Ressourcen zu schonen, indem kein neues Plastik hergestellt werden muss.
Geisternetze in unseren Meeren zu bekämpfen heißt auch, den Eintrag von Mikroplastik zu verhindern. Mikroplastik entsteht, wenn die Seile und Netze nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten in kleinste Partikel zerfallen.
Sensibilisierung und Förderung der Bildung
Armbänder aus Fischernetzen und andere Deko, wie etwa von Bracenet, lenken Aufmerksamkeit auf das Problem von Fischernetzen als Plastikmüll in unseren Oceanen. Die Sensibilisierung und Aufklärung der Gesellschaft ist ein entscheidender Schritt. Darüber zu informieren, wie viele Fischernetze im Meer schwimmen, wie Fischernetze ins Meer gelangen und wie groß solche Fischernetze eigentlich sind. Wir nutzen deshalb die uns geschenkte Aufmerksamkeit zur Aufklärung in Vorträgen, Artikeln und richten selbst Aktionen zur Sensibilisierung wie etwa Clean-ups aus.
Zusammenfassung
Abschließend lässt sich sagen, dass der Einsatz von Fischernetzen zwar für einige Arten des Fischfangs als unvermeidlich angesehen werden, aber einige Schritte unternommen werden können, um ihre Auswirkungen zu verringern und nachhaltigere Fischereipraktiken zu fördern. Die einfachste Maßnahme mit dem größten Einfluss, die dazu jeder Einzelne sofort umsetzen kann, ist der Fokus auf eine pflanzenbasierte Ernährung. Eine gesunde, auf pflanzlichem Protein basierende Ernährung ist eine der effektivsten Maßnahmen, den eigenen Ressourcenverbrauch zu minimieren, Artensterben zu verhindern sowie die Umwelt- und Klimakatastrophe zu verhindern.
[1] https://www.fao.org/3/ca0191en/ca0191en.pdf
[2] https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/fischerei/industrielle-fischerei/
[3] https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/fischerei/ungewollter-beifang/alternative-fangmethoden-gegen-beifang
[4] https://de.euronews.com/green/2021/04/27/weniger-plastik-im-meer-netze-recyceln-oder-bio-material-nutzen
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